Freitag, 27. April 2012

Verkehrte Welt

Gestern Abend war ich bei der Lesung der 11 Freunde im Schlachthof. Es war gut gefüllt, ausgesprochen unterhaltsam, Köster und Kirschneck glänzten mit wohlformulierten Geschichten und Anekdoten aus der Welt des Fußballs - eine runde Sache!

Aber es gibt ja meistens ein „aber“, so auch dieses Mal. Nach der ersten Stunde wurde die wohlverdiente Pause eingeläutet, die Besucher drängten zu Tresen und Toiletten, so auch ich. Die Theke ließ ich links liegen und fokussierte mich gen Abort - wie sehr viele andere auch. Schon aus der Ferne war die Schlange der Wartenden sichtbar und ich zog kurz in Erwägung abzudrehen. Aber was muss, das muss!

Als ich jedoch den Toiletten näher kam machte ich eine erfreuliche Feststellung. Sicherlich begründet in der abendlichen Basisthematik Fußball gab es lediglich vor den Männerklos eine lange, mäandernde Schlange. Zu meiner großen Erleichterung war die Situation bei den Frauen dagegen ganz anders, hier herrschte nahezu gähnende Leere. Großartige, verkehrte Welt.

Vielleicht besuche ich in der kommenden Woche mal eine Lesung rund um Formel 1 oder Snooker Billard.

Dienstag, 24. April 2012

Bier versus Reißverschluss

Kaum ist der Tag des Buches Vergangenheit, da wartet schon das nächste Highlight auf uns: der Tag des Bieres.
Während der deutsche Brauer-Bund e.V. noch Bezug nimmt auf das seit dem 23.04.1516 geltende Reinheitsgebot des süffigen Getränks, scheut sich die Bildzeitung nicht, den Herren der Schöpfung direkt 23 gute Gründe zum Picheln zu bieten - wobei ich sicher bin, die Zielgruppe hätte diese 23 Gründe auch gut und gern allein gefunden.
Doch damit nicht genug, nun ist heute auch noch ein gänzlich anderer Jahrestag, nämlich der des Reißverschlusses, erfunden von Gideon Sundback, den Google heute mit einem netten Doodle zu würdigen weiß. Patentiert wurde die erste Version des Reißverschlusses mit ineinandergreifenden Zähnen übrigens 1914.
Nun bietet auch diese Goolge Aktion unerwartet viel Zündstoff, da User sich beschweren, die Suche nun nicht mehr so unmittelbar bedienen zu können und den Zeitverlust gar nicht verkraften können - es aber dennoch schaffen, entsprechende Beschwerde zu verfassen.

Bei all dieser Aufgeregtheit um Bier, Reißverschlüsse, Verschlussbier und so weiter, konzentriere ich mich lieber auf Mittwoch, den 25. April, denn auch dieser Tag hat viel zu bieten. So ließ sich zum Beispiel das Jenaer Carl Zeiss Unternehmen am 25.04.1902 das von Paul Rudolph entwickelte Photoobjektiv „Tessar“ patentieren.  Mehr als 100 Millionen dieses Objektivtyps wurden gebaut. Daraus ließe sich doch was machen! Für mich soll daher der morgige Tessar-Tag ein ganz besonderer sein, jawoll!

Montag, 23. April 2012

April, April

Es ist Sonntag. Der Sonntag ist an und für sich ein guter Tag. Heute gibt er sich frühlingshaft, der Sonntag. Doch ich ahne schon, dass es damit nicht weit her ist.
Und ich habe Recht, in Windeseile verdüstert sich der Himmel und schon fließt der Regen in Strömen. Blöd, Flohmarkt ist damit gestorben. Die Ausstellungsstücke, die feilgeboten werden unter beschlagenen Folien nicht erkennen zu können macht mir nämlich keinen Spaß!

Aber warum nicht einfach trotzdem einen langen Spaziergang machen? Regenjacke, Regenhose, Wanderschuhe an und los geht‘s.
Ich bin noch keine halbe Stunde unterwegs, da ist der Himmel schon wieder blau und mir ist heiß. Ausziehen, anziehen, warm,kalt, trocken, nass.
Plötzlich Donner - laut, direkt über mir und während er nachhallt umzucken mich die Blitze und Hagelkörner prasseln herab. Ich schaue gebannt nach oben, bis die Größe der Hagelkörner dazu anregt, das Gesicht zu schützen und tunlichst in gebeugter Haltung, Gesicht gen Boden, verhuscht weiter zu gehen.
Der Boden ist weiß. Der Spuk geht vielleicht zehn Minuten, länger dauert es auch nicht, bis der kugelige weiße Bodenbelag schmilzt und nur noch drecke Pfützen bleiben. Zeit für Tee und Torte!

Montag, 16. April 2012

Keine Bremse?

Nach einer schönen Rennradtour nähere ich mich wieder der Bremer Neustadt. Kaputt und zufrieden drossel ich das Tempo, und das entpuppt sich als ausgesprochen schlau, da plötzlich eine silberner Kleinwagen auf dem Radweg fährt, ohne Blinken, ohne gucken, einfach so, und dann zu allem Überfluss auch noch stehen bleibt.
GRGGGGGGGRRRRR!

Ich klopfe an die Fensterscheibe der Beifahrerseite und mache ein Zeichen, damit der Fahrer die Fensterscheibe herunter lässt.
Das macht er auch. Im Wagen erspähe ich eine vierköpige Familie mit Migrationshintergrund. Er am Steuer, sie auf dem Beifahrersitz, zwei Kinder in Kindersitzen auf der Rückbank.
Es gelingt mir einiger Maßen freundlich zu sagen: „Hey, es geht nicht, ohne Blinken und Gucken einfach auf den Radweg zu fahren, der ist ja schließlich für Radfahrer da“. Er guckt mich abfällig an und raunzt: „Ey, hast du keine Bremse oder was!?“.
Mein Zornpegel steigt, ich bemühe mich um Gelassenheit: „Bremse oder nicht, du kannst nicht einfach so auf den Radweg brettern. Augen auf im Straßenverkehr!“. Derweil pendelt der Kopf seiner Frau von mir zu ihm und zurück, nun wieder zu ihm, als er antwortet: „Ey, das nächste Mal guck ich und dann geb ich Gas!“
Jetzt platzt mir endgültig die Hutschnur und ich blaffe zurück: „Das ist ja super, am Besten wiederholst du das gleich noch mal, dann ist die Chance, dass deine Kinder genauso ein Arschloch werden wir du, noch größer!“
Während ich davon radel, höre ich ihn noch lauthals fluchen und ich solle aufpassen...was ich aber ja bereits die ganze Zeit mache, denn ansonsten wäre ich bereits - und zwar von ihm - über den Haufen gefahren worden. Idiot!

Mittwoch, 11. April 2012

Bar

Beim Stöbern in alten Fotos und stieß ich just auf dieses.
Das war dereinst in der spanischen Engländerhochburg Fuengirola, wo es ein in Deutschland geklautes Auto abzuholen galt. Tagsüber von Polizeistation zu Polizeistation, um sich dort schikanieren zu lassen und abends pöbelnden Briten ausweichen. In den Supermercados nicht die Spur spanischen Käses, nur Cheddar. Den Ort habe ich gern hinter mir gelassen!

Dienstag, 10. April 2012

Das Cuba Libre Komplott

Nichts Böses ahnend lud ich am letzten Samstag einen Haufen lieber Freunde zum Essen ein. Es war sehr lustig - wir saßen eng gedrängt in der Küche, speisten gut und der Wein floss reichlich.
Und dann, fast schon auf der nächtlichen Zielgeraden ins Bett, ließ ich mich nur allzu gern überreden, noch mit auf eine Party zu gehen. Weinseliger Überschwang ist stets gefährlich, doch diese über die Jahre erarbeitete Erfahrung fand nicht rechtzeitig den Weg zum Hirn - da saß ich schon gestiefelt und gespornt auf den Fahrrad.
Direkt vor Ort bot sich jedoch eine zweite Chance der Besinnung: eine recht lange Menschenschlange am Eingang. Das sorgt bei mir ohnehin für Verdruss, das Warten mag ich gar nicht, doch bevor ich jaulen und den Heimweg antreten konnte, erfuhr ich, dass wir auf der Gästeliste ständen und zack, schon waren wir von trauter Freundeshand geführt drinnen.
Eigentlich schlug ich mich nun einige Stunden ganz tapfer - und hätte ich nicht den Fehler gemacht, verlauten zu lassen, dass mich nun doch allmählich das eigene Bett magnetisch anzieht, wäre vielleicht noch alles gut gegangen. Ich hätte den polnischen Abgang machen sollen ... So aber wurde fortan dafür gesorgt, dass ich durchgehend ein gefülltes Cuba Libre Glas in der Hand hatte. Erstaunlicherweise kam mir das in keinster Weise befremdlich oder bemerkenswert vor, ganz im Gegenteil.
Erst als ich am nächsten Tag elend erwachte, der Kopf schmerzte und die Taschen noch voller Geld, entlockte ich schließlich dem reizenden Freund, der kaum in besserer Verfassung war, das Komplottgeständnis des vergangenen Abends: „Sie will nach Hause, sorgen wir doch einfach dafür, dass sie immer ein volles Glas in der Hand hat.“

Tja, ich bin aber auch einfach gestrickt ...

Mittwoch, 4. April 2012

Deutsches Barock oder Freidenkertum?


Tja, auf den ersten Blick sieht die heimelige Fensterdekoration hochspießig aus, doch ein zweiter Blick zeigt das großartige subversive Potential:
  • das schwarzhäutige Schneewittchen
  • unglaubliche 14 Zwerge
Also: Unterwanderung des Märchenklassikers und damit quasi der gesamten Deutschtümelei in seiner reinsten Form!

Der verflixte 11. Tag

Ja, ich bin meilenweit entfernt von Jahren, gar nicht zu reden von sieben Jahren. Aber hier geht es auch nicht um Beziehungen, sondern um meinen 11. rauchfreien Tag - und verflixt noch mal - das ist schlimmschön!
Schlimm, weil ich natürlich immer noch in und an Zigaretten denke. Morgens beim Kaffee, den ich heute testweise durch Tee ersetzt habe in der Hoffnung, dadurch der Zigarettengier ein Schnippchen zu schlagen. Zugegebenermaßen hält sich der Erfolg in Grenzen. Auf der Arbeit, wenn die Kollegen mit ihren Zigaretten an meinem Schreibtisch vorbei eilen in Richtung Balkon. Ich bleibe sitzen, blöd. Nach der Arbeit, zu Hause, die Feierabendzigarette - die fehlt mir auch. Diese Meilensteine des Rauchens könnte ich nahezu beliebig fortsetzen.

Jedoch, als positiv denkender Mensch, bemühe ich mich selbstredend in diesen schweren Tagen nicht die schönen Erlebnisse aus den Augen zu verlieren.
An erster Stelle ist zu nennen: ich habe seit 11 Tagen nicht geraucht.
Und ansonsten? Weder Gewicht, Geruchssinn noch Kurzatmigkeit zeigen eine Änderung. Ich brauche wohl noch einen langen Atem.