Dienstag, 28. Mai 2013

Falscher Fallschirmjäger

Ein älterer Mann spricht mich noch in Dortmund an: "Vor Ihnen muß man ja fast Angst haben! Sie sehen aus wie ... wie, ja fast wie ein Fallschirmjäger!".
Ich antworte, ich sei eine ganz friedliche Wanderin und er habe nichts von mir zu befürchten. 
"Aah, wandern. Weit?". 
"Jau, ich komme von Münster und will bis Trier."
 Sagt er: "Neeey!". 
Sage ich: "Doch!". 
Sagt er wieder: "Neeey!". 
Das Gespräch gerät kurz ins Stocken, da ich nicht schon wieder 'doch' sagen will. 
Da versichert er sich noch mal: "Zu Fuß?". 
"Ja", antworte ich. 
"Das ist aber weit, neeeey!". 
Erneute Gesprächspause. 
"Und wo geht's hin?". 
Der Einfachheit halber gebe ich jetzt lieber Herdecke, mein heutiges Etappenziel an. 
"Oouh, da müssense hier immer gerade aus." 
Sage ich: "Neeey! Ich laufe nach Wanderführer, durch den Wald und so." 
Er stutzt. "Gehnse hier immer gerade aus, dann kommense nach Herdecke." 
Jetzt hilft nur noch die Flucht nach vorn. Überschwänglich bedanke ich mich für seinen Tipp, ergreife eine seiner herunterhängenden Hände, schüttle sie kräftig und eile geschwind meines Weges.

Sonntag, 26. Mai 2013

Tristesse in Dortmund

Etappe 4  des Pilgerwegs Lünen - Dortmund 
Am Morgen bekomme ich in meinem Zimmerchen ein leckeres Frühstück serviert, sogar mit Ei. Und dann nichts wie los in den Regen! Die Wettervorhersage sprach von einer hundertprozentigen Regenwahrscheinlichkeit und das ist nicht übertrieben. Leichte Variationen gibt es lediglich hinsichtlich der Stärke des Regens. Es prasselt ununterbrochen, in kurzen Momenten des Tröpfelns wage ich es verwegen, die Kapuze der Regenjacke abzusetzen und kurz befreit um mich zu spähen. 

So vergeht Stunde um Stunde. Da ich nicht den richtigen Ort für eine Pause finde, laufe ich ununterbrochen.
Im Naturschutzgebiet nördlich von Dortmund dann Irrungen und Wirrungen im Wald. Ausgerechnet dort, wo es drei Passiermöglichkeiten gibt, ist das Pilgerzeichen abgerissen, ich entdecke nach längerem Suchen noch einen ca 2 cm großen Rest.
 1, 2 oder 3, ich muss mich entscheiden, was ist schon dabei... und ich entscheide mich für,TATA: links. Nach einer Weile stimmt es mich verdrießlich, dass partout kein Hinweis zu entdecken ist, der mir anzeigt, dass ich mich auf dem Pilgerweg befinde. Auch nicht, als ich das Ende des Waldes erreiche, also drehe ich um. Zurück an der Kreuzung wähle ich nun den eher rechts ausgerichteten Weg. Doch obwohl ich ordentlich ausschreite, zeigt sich mir keine Pilgermuschel. Allmählich werde ich trotzig. Auch meine Wanderkarte hilft mir nicht. Jedoch bin ich nicht geneigt, schon wieder umzudrehen. Schließlich erreiche ich eine Straße. Nach ca. 500 m stelle ich fest, dass es nicht die Straße ist, für die ich sie gehalten habe, das bedeutet: umdrehen, grrrrr...doch ich reime mir nun meinen Standort zusammen, gehe zurück, aber nicht wieder in den Wald, oh no! Ich nehme die Straße und tatsächlich stoße ich nach ca. 1 km wieder auf den Pilgerweg. Selbstverständlich regnet es immer noch.

Die Strecke nach Dortmund, auch in die Stadt hinein, ist total grün. Bis dato kannte ich Dortmund nur von Ankunft am Bahnhof, das war grau und häßlich, einziger Lichtblick dort das gelbe U. 
Auf den Dortmunder Straßen ist nix los, neben dem Regen sorgt auch das gestern Abend verlorene Finale für Trübsal. Wetter- und Fußballgott haben sich zusammen getan und nun kommt's ganz Dicke für Dortmund. Die Tristesse lässt sich nicht so einfach wegfegen wie der Müll am Ort des Public Viewing, sie ist hartnäckiger und wabbert unheilsam durch die Stadt. 
Gute Nacht Dortmund!