Freitag, 22. Juni 2012

Taxi Taxi

Ich habe zwei vorurteilige Bilder im Kopf, was Taxifahrer angeht.

  1. Sie reden zuviel
  2. Ich muss mich rechtfertigen, wenn der Fahrpreis unter 10 € liegt

Das war, ehe ich unlängst 90 Kilometer mit dem Taxi gefahren bin. Der Schaffner der deutschen Bundesbahn hatte mit dem Satz: "Wenn sie richtig fix sind, erreichen Sie vielleicht noch den Anschlusszug..." bereits jede Hoffnung auf das Erreichen des Zuges im Keim erstickt, bevor wir deutlich verspätet im Hamburger Bahnhof eintrafen. Da die Strecke Hamburg - Uelzen nachweislich nicht die Fokusstrecke der Bahn ist und ich einen wichtigen Termin hatte, machte es keinen Sinn auf den nächsten Zug zu warten. Also Taxi.

Bis dahin hatte ich Uelzen geografisch übrigens immer nördlich von Hamburg verortet, eine gravierende Fehleinschätzung, wie sich schon kurze Zeit später herausstellen sollte.
Ich fragte also den nächstbesten Taxifahrer, was mich die Fahrt kosten würde. Die Augen des Fahrers begannen zu glänzen, meine wurden stumpf, denn ich kam nicht drum herum, den nächsten Geldautomaten aufzusuchen und mein Konto zu plündern. Und lernte: Uelzen liegt nicht kurz hinter Hamburg, sondern weit, weit weg in der Lüneburger Heide.
Der Fahrer hatte die Hoffnung wohl schon fast aufgegeben, doch als ich mich dem Taxistand mit Taschen voller Geld erneut näherte, brachte er sich geschickt in Position und hielt mir die Tür auf.

Ich stieg ein.
Vor uns lagen 90 Kilometer.
Noch 45 Minuten bis zum Termin.

Ich machte dem Fahrer die ausgesprochen dramatische Situation klar. Hatte ich jedoch erwartet, so seinen Ehrgeiz zu wecken, wurde ich enttäuscht. Dabei hatte ich alles schon so deutlich vor Augen: noch während ich ihm die Brisanz deutlich mache, schiebt er schon seinen Fuß auf das Gaspedal, tritt es zwei-dreimal durch, der Motor heult auf, er schaut mich kurz an und sagt, während der Wagen schon vorwärts schießt: „Das schaffen wir, Baby!“

So war es leider nicht, ganz und gar nicht.
Meinen Fahrer schien die Situation nämlich zu lähmen und zu überfordern. Zudem litt er offenbar unter einer Phobie hinsichtlich der Nutzung der linken Spur einer Autobahn. Auf der Landstraße waren es dann die gefährlichen Blitzautomaten, die ihn daran hinderten, die angegebene Höchstgeschwindigkeit zu erreichen.
Bittere Realität - du hast mich wieder.
Und viel zu spät gekommen bin ich auch.

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