Freitag, 27. Juli 2012

Bremer Badebekanntschaften

Nachdem ich mein Jogging-Projekt leider als gescheitert betrachten muss, da ich einfach nicht gelaufen bin, habe ich ein neues Vorhaben ins Leben gerufen. Seit drei Wochen gehe ich in den frühen Morgenstunden im Werdersee schwimmen. Ob warm oder kalt, ob Sonne oder Regen, kurz gesagt bei Wind und Wetter bin ich am Start.

Bereits am ersten Tag stieß ich dabei auf eine ältere, bereits grauhaarige Dame, die ihren Bademantel auszog und mit einer Gelassenheit in die kühlen Fluten glitt, die mich direkt fragen ließ, ob sie hier regelmäßig bade.
Stolz antwortete sie: „Seit Ende April jeden Tag!“. Ich schwieg bewundernd, nahm mir aber direkt vor, es ihr gleich zu tun und mit sofortiger Wirkung ebenfalls täglich baden zu gehen. Man kann sich von so einer zugegebener Maßen kernigen Rentnerin nicht gleich den Schneid abkaufen lassen!

Alle paar Tage trafen wir uns mal, meistens war sie jedoch früher am Start als ich. Bei einer der frühmorgendlichen Begegnungen kamen wir ins Gespräch. Ich schimpfte gerade über den Müll am Ufer. Sie erzählte mir: „Ich habe hier vor einigen Wochen mal eine leere Schnapsflasche gefunden. Nach dem Schwimmen wollte ich die mit nach Hause nehmen und wegwerfen, aber auf dem Weg kam es zu einer Konfrontation mit der Polizei. Sie müssen sich vorstellen, es war sieben Uhr morgens, ich im Bademantel, feuchter Zauselkopf, zu Fuß auf dem Heimweg - mit einer leeren Flasche Schnaps in der Hand. Er, der Stadtteilpolizist, zuweilen auch Vertrauenspolizist genannt, kam mir auf dem Fahrrad entgegen, bremste und fragte scheinbar besorgt, ob er mir helfen könne. Ich merkte jedoch, wie er mich dabei ohne viel Federlesen in die Schublade 'arme, heruntergekommene alte Schachtel' steckte und winkte, zügig weiterhuschend nur ab“.

Ich trau mich noch immer nicht, den Weg zum Werdersee im Bademantel zurückzulegen, dabei muss ich eigentlich nur einmal diagonal die Straße überqueren....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen